So schön ist es im Bergischen Land

Bergische Sagen, Geschichten und Lieder


Wenn an Geburtstagen oder anderen Festtagen die Familie zusammenkam, erzählten die älteren Familienmitglieder uns Kindern häufig alte Sagen aus der Umgebung, die sie selbst von ihren Eltern und Großeltern gehört hatten. Oder sie gaben lustige Geschichten über bergische Originale, die in ihrer eigenen Kindheit oder Jugend gelebt hatten, an uns weiter. Einige der Sagen sind mir noch gut im Gedächtnis geblieben. Ich denke oft daran, wenn mich ein Spaziergang oder Ausflug an einem der Orte vorbeiführt, von denen die Sagen berichten. Hier ist eine davon:

Die Sage vom Steinernen Kreuz

An der Remscheider Talsperre, von der Staumauer aus gesehen am linken Ufer, befindet sich etwas abseits des Rundweges, am Weg, der zu der Hofschaft Birgden I führt,  ein altes Steinkreuz. Um dieses Kreuz rankt sich die folgende Geschichte:

Früher, als das Wasser noch nicht das Tal überflutet hatte, führte die Handelsstraße von Köln nach Lennep durch dieses Tal. Auf dieser Straße war am 17. Oktober des Jahres 1554 ein Bote namens Josef  Weizel  mit seinem Felleisen unterwegs. Als er die Talsohle durchquert hatte und den Platz erreichte, an dem jetzt das Kreuz steht, wurde der Bote von zwei Räubern überfallen. Diese hatten es auf die Goldstücke in seinem Felleisen abgesehen. Sie erschlugen den armen Boten und raubten ihn aus. Bevor der Bote starb, richtete er seinen Blick zum Himmel , wo gerade eine Schar Krammetsvögel (Wacholderdrosseln) vorüber flog, und rief: "Gott wird Euch richten, Ihr Mörder. Die Vögel am Himmel werden Euch verraten!"

Die Mörder gingen weiter zum Born (heute Bergisch Born) und kehrten in einem Wirtshaus ein, um sich für die geraubten Goldstücke  zu betrinken und die Bäuche vollzuschlagen. Schon bald setzte der Wirt zwei Krüge Bier und gebratene Krammetsvögel vor sie hin. Da sprach der eine Räuber zum anderen: "Diese Vögel sind mausetot.  Die werden den Mord gewiss nicht mehr verraten."

Der Wirt hatte aber alles gehört, schöpfte Verdacht und schickte heimlich seinen Knecht zum Gericht. Noch bevor die Mörder ihre Mahlzeit beendet hatten, wurden sie in Gewahrsam genommen. Sie wurden in Köln zum Tode verurteilt und gehenkt. So hatten die Vögel die Prophezeiung des Boten erfüllt und die Mörder der gerechten Strafe zugeführt.

Das Steinerne Kreuz wurde zur Erinnerung an diese Tat errichtet. Die Inschrift des Kreuzes ist schon ganz verwittert und nur noch sehr schwer lesbar. Sie lautet: "Bitte für die Seele des Herrn Josef Weizels, dessen Überfall dieses Kreuz gesetzt ist, zum Gedächtnis an den 17. Oktober im Jahre des Herrn 1554." Um die Bestrafung der Mörder zu feiern, findet seitdem jedes Jahr im Oktober in Bergisch Born ein Volksfest, die Krammetsvogel-Kirmes, statt.


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