So schön ist es im Bergischen Land

Bergische Käuze - en paar Vertellcher


Das Sonntagsmenü

Der alte Oswald ging des Sonntags nach der Kirche immer zum Frühschoppen in die "Neuschäferhöhe", wo er mit seinen Skatbrüdern Robätt (Robert) und  Max die Zeit bis zum Mittagessen um 13.00 Uhr höchst angenehm mit Skatspielen verbrachte. Natürlich wurden dabei einige Gläschen Bremme Bräu und auch mal ein "Kloaren" (Bergischer Korn) getrunken. So kam es hier und da vor, daß der Alte im Eifer des Gefechts nicht auf die Zeit achtete und zu spät zum Mittagessen erschien. Seine Frau, die resolute Hedwig, war dann manchmal höchst aufgebracht, wenn ihr mal wieder die Kartoffeln zerkocht und die Salatblätter labberig geworden waren.

Jedesmal schimpfte sie wie ein Rohrspatz, so daß er an diesen Sonntagen immer zweimal eine Predigt anhören mußte. Eines Tages erwarteten sie Besuch zum Mittagessen. Deshalb ermahnte sie ihren Mann noch einmal ausdrücklich, zum Essen ja pünktlich zu erscheinen, damit die Gäste nicht auf ihn warten müßten. Unglücklicherweise hatte der Max aber einen Tag vorher Geburtstag gehabt und das mußte natürlich auch ordentlich begossen werden. Als dem Oswald endlich einfiel, daß er ja nach Hause müsse, war es bereits halb zwei! Mit leicht schwankendem Gang machte er sich fröhlich auf den Heimweg und wurde bereits im Hausflur von seiner ärgerlichen Frau empfangen.

Er machte sich aber gar nichts aus ihrer finsteren Miene, grinste freundlich und fragte gut gelaunt: "Wat jüddet te eeten?" (Was gibt es zum Essen). Jetzt war seine bessere Hälfte aber ernstlich böse, denn sie hatte eigentlich eine Entschuldigung erwartet und schämte sich, daß er ausgerechnet heute, wo Besuch da war, so angeheitert nach Hause kam. Aufgebracht fauchte sie ihn an: "Fussel!" (Schnaps). Da lächelte der alte Herr sehr erfreut und antwortete: "Dann donn mer en deepen Teller!" (Dann gib mir einen tiefen Teller).


Die Ansage

In den 50-er Jahren gab es auf der Busstrecke von Wermelskirchen nach Unterburg einen Busfahrer , der  wegen seines Namens und seiner roten Haare der "Luchtefux' Rudi" genannt wurde. Dieser Fahrer pflegte die Bushaltestellen anzusagen, in dem er deren Namen ziemlich kurz und recht unfreundlich in sein Mikrophon bellte. Das war sozusagen sein Markenzeichen.

An einem Frühlingstag wurde Rudi von seinem Fahrdienstleiter in der Wagenhalle ermahnt, die Haltestellen doch bitte etwas freundlicher anzusagen. Der Rudi wußte nicht recht, wie er das denn anstellen könnte und fragte seinen Vorgesetzten, wie er das machen solle. Der Fahrdienstleiter erklärte ihm, dass er versuchen solle, seinen Tonfall etwas positiver zu gestalten, damit die Fahrgäste ein angenehmes Gefühl bekämen.

Der Rudi nahm sich also vor, auf der nächsten Tour den Fahrgästen einmal zu zeigen, was ein freundlicher Busfahrer sei. Kurz bevor der Bus also an der Haltestelle Neuenflügel angekommen war, nahm er sein Mikrophon zur Hand und säuselte ganz musikalisch hinein: "Und hier sehen Sie Neuenflügel in Baumblüte"!



Wörtlich genommen

Als mein Vater noch ein ganz junger Mann war, arbeitete in seinem Betrieb, einer bergischen Maschinenfabrik, ein alter Schleifer, der Gerd. Dieser hatte sein linkes Bein im Krieg verloren. Er war ein richtiges Schlitzohr mit recht derbem Humor und unterbrach die Arbeit gerne mal zwischendurch, um die naiveren unter seinen Kollegen zu foppen. Eines Tages kam der Kaal (Karl) mit einem Werkzeug zu ihm, das neu geschärft werden sollte. Er fragte den Gerd: "Kasste mir do ens ewen dröwwer joon?" (Kannst Du mir da mal eben drübergehen?) Der Gerd nahm das Werkzeug, legte es auf den Boden und machte mit seinen zwei Krücken und dem einen Bein einen großen Schritt darüber. Der Kaal verdrehte die Augen und sagte genervt: "Du Döppen, du salls et mer ens ewen draanhaulen!" (Du Blödmann, du sollst es mir mal eben dranhalten - an den Schleifstein). Der Gerd nahm das Werkzeug und hielt es vor seinen Hosenstall. Jetzt war der Kaal aber richtig sauer und brüllte: "Donnerkiel noch ens, Du sass et ens ewen scharp maaken!!" (Donner noch mal, du sollst es mal eben scharf machen) Der Gerd grinste sich eins und legte das Werkzeug auf die Werkbank. Dann zog er die Schublade auf, nahm einen Pfefferstreuer heraus und machte das Werkzeug scharf. Erst als der Kaal sich entnervt die Haare raufte, erbarmte der Gerd sich, schüttete dem Kaal zur Beruhigung einen Frantzen-Korn aus und schliff dann endlich das Werkzeug.


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