So schön ist es im Bergischen Land

Mit Volldampf über die Wupper - die Müngstener Brücke


Früher war man, wenn man von Remscheid nach Solingen fahren wollte, auf die Landstraße angewiesen und daher gezwungen, einen viele Kilometer langen Umweg zu fahren, weil man zuerst ins Tal der Wupper hinunter und anschließend auf der anderen Talseite wieder hinauffahren mußte. Da die Hügel hier sehr stark ansteigen, schlängelt sich die Straße in vielen weiten Serpentinen die Hänge entlang. Das war damals eine harte Arbeit für die armen Pferde, die die Fuhrwerke und Postkutschen mit ihrer schweren Last dort hinaufziehen mußten.

Das wurde anders, als man am 15. Juli 1897 zu Ehren des deutschen Kaisers Wilhelm I die "Kaiser-Wilhelm-Brücke" einweihte, die heute "Müngstener Brücke" genannt wird. Seit dem 26. Februar 1894 hatte man daran gebaut und eine kühne Stahlkonstruktion errichtet, die sich als elegante Bogenbrücke bei der Ortschaft Müngsten über das Tal der Wupper spannt. Über diese Brücke führt seitdem die Bahnstrecke (Linie RB 47/Der Müngstener) von Wuppertal-Barmen nach Solingen-Ohligs, die die Städte Remscheid und Solingen direkt verbindet.

Die Müngstener Brücke ist nicht nur eines unserer bergischen Wahrzeichen, sondern auch bis heute  Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke. Auch wenn sie schon weit über hundert Jahre alt ist, wirkt sie überhaupt nicht unmodern, sondern immer noch elegant und zeitlos. Man nennt sie auch den "Bergischen Eiffelturm".

Die Müngstener Brücke ist 107 Meter hoch und 465 Meter lang. Der Bogen in der Mitte spannt sich in einer Weite von 170 Metern über die Wupper. Der Sage nach befindet sich oben im Bogen irgendwo an einer geheimen Stelle der "goldene Niet". Das soll der letzte Niet sein, der vor Vollendung der Brücke eingeschlagen wurde. Bisher hat  ihn aber niemand entdeckt, obwohl die Brücke ständig kontrolliert und gewartet wird. Eine Menge von jungen Leuten sind im Laufe der Jahre durch den Bogen geklettert, um ihren Mut zu beweisen.

Wenn man am Fuße eines der riesigen Pfeiler steht und an der Brücke hochschaut, staunt man, wie massiv die Bauteile sind, die aus einiger Entfernung so filigran und leicht aussehen. Und wenn ein Zug über die Brücke donnert, kann man nur staunen, welchen gewaltigen Belastungen sie Tag für Tag standhält.

Ein Blick von oben aus einem Zug über das Tal der Wupper und die Baumwipfel an den Berghängen lässt die Höhe der Brücke erahnen. Weit unten sieht man die schäumende Wupper im felsigen Flussbett, die Draisinenfähre und einige Gebäude im Tal, dazwischen winzig klein Menschen und Autos.

Einmal jährlich findet, von den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal gemeinsam veranstaltet, das Brückenfest statt. Das Fest ist immer am letzten Oktoberwochenende. Dann hat man die Gelegenheit, die Fahrt über die Brücke mit verschiedenen historischen Dampfzügen oder einem alten Dieseltriebwagen, einem sogenannten "Schienenbus" zu machen. In einem der alten Waggons, gut versorgt mit Getränken, ist die Fahrt ein besonderes Erlebnis.

Ich selbst bin fünf Jahre lang an jedem Arbeitstag mit dem "Müngstener" zweimal über die Brücke gefahren und habe mich jedesmal an der schönen Aussicht gefreut.  Auch ein Blick von den umliegenden Höhen auf die Brücke ist ein schönes Motiv.


Der Brückenpark


Der Müngstener Brückenpark, ein Projekt der Regionale 2006, lädt zum Spaziergang oder zum gemütlichen Verweilen auf einer der Sitzgelegenheiten auf den Wupperwiesen ein. Rätsel wollen gelöst und in Stein geritzte Botschaften möchten entziffert werden.  In einer Kunstschmiede sind interessante und witzige Skulpturen aus Altmetall zu sehen. Für hungrige Mägen und durstige Kehlen gibt es eine Imbißbude mit Biergarten. Wer gerne nascht, kann am Kiosk  eine Tüte "Wupperschlamm" erwerben. Das ist ein spezielles Gebäck, das es nur hier in Müngsten gibt.

Wem das zu geruhsam ist, der kann eine Partie Minigolf spielen oder seine Armmuskeln betätigen, indem er mit der  Schwebefähre die Wupper überquert. Oder er kann die umliegende Landschaft genießen und eine kurze Wanderung durch die Wupperberge machen. Am Ende des Spazierganges lockt der Wiesenkotten mit Kaffee und Bergischen Waffeln oder, etwas weiter entfernt, die Ortschaft Burg an der Wupper mit dem schönen Schloß und vielen Restaurants und Gaststätten.

Anfahrt:
A46 bis Sonnborner Kreuz, von dort L74 Richtung Remscheid fahren, bis Müngsten (Kreuzung zur B229), rechts abbiegen, dort sind die Parkplätze des Brückenparks
A1 Ausfahrt Remscheid, rechts abbiegen, weiter auf der B229 Richtung Solingen,
in Müngsten rechts (vor der Kreuzung zur L74) auf die Parkplätze fahren
B229 ab Solingen in Richtung Remscheid fahren, nach der Kreuzung links auf die Parkplätze fahren
Regionalzug RB 47 bis Bahnhof Solingen-Schaberg

Achtung! Während der Sommerferien vom 07. Juli bis zum 14. August 2012 und dann noch einmal in den Herbstferien vom 6. Oktober bis zum 21. Oktober.ist die Müngstener Brücke  für den Zugverkehr gesperrt.  Dies ist erforderlich, weil dort umfangreiche Bauarbeiten erforderlich sind. Die Rollenlager der Brücke müssen ausgetauscht werden. Es gibt einen Schienenersatzverkehr. Die Busse pendeln zwischen den Bahnhöfen Solingen-Mitte und Remscheid-Güldenwerth.
Im Jahr 2013 wird die Brücke noch einmal zwischen April und November gesperrt.